Krankengymnastik

 

                                

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Die beiden bekanntesten Behandlungsmethoden im Pädiatrischen Fachbereich sind die Konzepte nach Prof. Vojta und Dr. Bobath.

Die Vojta-Therapie, Vojta-Konzept, Bahnungssystem nach Vojta, Reflexlokomotion nach Vojta

Begründer des Behandlungskonzeptes nach Vojta war Prof. Dr. Vaclav Vojta (1917 bis Sept. 2000), ein aus Tschechien stammender Kinderarzt und Neurologe der seit 1968 in Deutschland lebte und am Kinderzentrum München arbeitete, sowie an der Karls-Universität in Prag dozierte.

Er fand in den 50er Jahren heraus, daß man in die Steuerung des Gehirns eingreifen kann, um Haltung und Bewegung zu beeinflussen. Die Therapieform wurde seitdem systematisch weiterentwickelt.

Der Grundgedanke der Therapie besteht aus einem ganzheitlichen Konzept.

Bei der Reflexlokomotion wird die gesamte Skelettmuskulatur des Körpers in einer bestimmten Koordination aktiviert und das Zentralnervensystem in allen seinen Schaltungsebenen angesprochen. Neben der Skelettmuskulatur wird auch die mimische Muskulatur, die Augenbewegung, der Schluckvorgang, die Blasenmastdarmfunktion und die Atmung aktiviert.

Die Reflexfortbewegung (ganz festgelegte motorische Reaktionen - beim Säugling sieht man genau definierte Bewegungen, beim Erwachsenen eher Kontraktionen einzelner Muskelgruppen) werden in verschiedenen Ausgangslagen ausgeführt.

Rückenlage:                         Hier wird das Reflexumdrehen 1. Phase ausgelöst

Seitenlage:   Hier wird das Reflexumdrehen 2. bis 4. Phase ausgelöst

Bauchlage:   Hier wird das Reflexkriechen ausgelöst

Zu diesen drei Grundpositionen gibt es über 20 Variationen.

Die Auslösung der Bewegungsmuster geschieht durch Druck an genau festgelegten Punkten (Zonen) des Körpers (z.B. im Rippenzwischenraum 5/6 oder 6/7 Rippe in Rückenlage).

Diese „Zonen“ werden durch dreidimensionalen Druck aktiviert

Dabei müssen die Ausgangslage, die Druckrichtung, Druckstärke und Druckdauer für jeden Patienten neu erarbeitet und angepaßt werden.

Die Reflexfortbewegung ist während des ganzen Lebens (von Geburt an bis ins hohe Alter) abruf- und anwendbar.

Die Reflexfortbewegung ist bei jeder Störung von Bewegung und Haltung einsetzbar (z.B. Schiefhals beim Säugling; Haltungsschwäche beim Jugendlichen; Schlaganfall beim älteren Patienten)

Bei Säuglingen sollte die Behandlung so früh wie möglich beginnen (am besten im ersten Vierteljahr), da in dieser Zeit die Formbarkeit des Zentralnervensystems noch sehr groß ist und sich die Bewegungsstörung mit ihren Ersatzmustern noch nicht festgesetzt hat.

Die Verordnung zur Durchführung der Vojta- Therapie wird grundsätzlich vom behandelnden Arzt getroffen.

Bei der Vojta Behandlung wird unser Gehirn angeregt, das Programm der angeborenen idealen Bewegungsmuster in Gang zu setzen. Auch nach der Behandlung bleibt das Programm eine Zeit lang aktiv. Eine drei- bis viermalige Anwendung - über den Tag verteilt - ist notwendig.

Somit kann erreicht werden, daß der Patient den ganzen Tag über eine verbesserte Haltungs- und Bewegungsmöglichkeit verfügt und diese auch auf Dauer in seiner Spontanmotorik einsetzt. Gleichzeitig werden die Wahrnehmungsmöglichkeiten über den Körper erweitert. Das Kind kann sich zwischen den Behandlungen frei bewegen und seine Umwelt entdecken und wahrnehmen.

Die Reflexfortbewegung ist anstrengend! Der Säugling kann uns dies nur durch Schreien mitteilen. In der Regel wird der Säugling- nach kurzer Eingewöhnungszeit- nach der Anstrengung sofort ruhig. Sobald die Kinder andere Mitteilungsmöglichkeiten haben nutzen sie diese und das Schreien während der Behandlung hört auf.

 

Das Bobath Konzept

Das von Dr. Karel Bobath, Neurologe und Psychiater (1906-1991), und Dr. h.c. Berta Bobath, Physiotherapeutin, entwickelte Konzept diente ursprünglich der Behandlung von Jugendlichen und Erwachsenen mit erworbener Bewegungsstörung. Es fand jedoch bald Anwendung in der Therapie von Säuglingen und Kindern mit neurologischen Auffälligkeiten.

Seit den Anfängen wurde in stetiger Weiterentwicklung ein Konzept erarbeitet, das auf der Entwicklung der Hirnfunktion bzw. neurophysiologischer Grundlage basiert und sich durch seinen ganzheitlichen Ansatz auszeichnet.

Heute behandeln Therapeuten und Therapeutinnen verschiedener Fachrichtungen (Krankengymnasten, Ergotherapeuten; Logopäden) Kinder mit Störungen der „Bewegungssteuerung“; der Wahrnehmung und bei bestimmten Nerven und Muskelerkrankungen.

Die Normalentwicklung des Kindes beinhaltet eine ständige Anpassung zwischen dem Kind und seiner Umwelt. Durch ständiges Ausprobieren, Erfahren und Wiederholen lernt das Kind, sich in der Welt zurecht zu finden. Es entwickelt eigene Handlungsstrategien. Dabei baut jede Bewegung auf das zuvor Erlernte auf.

Die primitiven Haltungsmuster und Reaktionen werden umgewandelt zu höheren willkürlichen Bewegungsabläufen. Von Tag zu Tag lernt das Kind stabilere, differenziertere und flexiblere Anpassung in seinem Umfeld.

Diese „Normalentwicklung“ kann auf vielfache Weise beeinträchtigt sein (z.B. durch Schädigung des Gehirns bei der Geburt; Blutungen etc.), und somit können keine normale und ökonomische Bewegungsmuster ausgeführt und entwickelt werden.

Bei Kindern die geistig rege und motiviert sind schleichen sich „Ersatzmuster“ ein und diese führen später zu Fehlstellungen und Fehlbelastung des Bewegungsapparates und der Gelenke.

Außerdem kommt es zu einer Störung des Gleichgewichtssinnes und der Wahrnehmung. Somit wird deutlich wie wichtig die Früherkennung und Frühbehandlung sind.

Voraussetzung für eine Behandlung sind eine ärztliche Diagnose und eine genaue Befunderhebung durch den behandelnden Therapeuten.

Ziel der Behandlung ist die Bahnung harmonischer und ökonomischer Bewegungen, eine verbesserte Sinneswahrnehmung und die Förderung der geistigen, sprachlichen und sozialen Entwicklung.

Bei der Behandlung spielt die Zusammenarbeit der einzelnen Personen (Therapeut, Kind, Eltern) eine entscheidende Rolle.

In der Behandlung werden verschiedene Techniken angewandt, um z.B. die Grundspannung der Muskulatur zu regulieren; normale Bewegungsabläufe zu bahnen; störende oder ungünstige Bewegungen zu hemmen und dadurch dem Patienten ein ökonomischeres und harmonischeres Bewegungsverhalten zu ermöglichen

Bei Bedarf können Hilfsmittel eingesetzt werden (Pezziball, Schaukelbrett, Rolle etc.).

Ein wichtiger Bestandteil der Behandlung ist das „Handling“. Handling ist das Hantieren, die tägliche Handhabung des Kindes. (z.B. Wie trage ich mein Kind am besten , wie und in welcher Position füttere ich mein Kind etc.). Wichtig dabei ist, daß das Handling den Eltern und allen Personen, die mit dem Kind umgehen, gezeigt wird. Denn bei diesen alltäglichen Bewegungen sollte das Kind normale Bewegungserfahrungen sammeln. Das bedeutet, daß abnormale Bewegungs- und Haltungsmuster gehemmt und somit später abgebaut werden. So wird die Muskelspannung reduziert. Aus den gehemmten Positionen werden normale, dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechende Bewegungen gebahnt.

Es werden „Schlüsselpunkte“ (z.B. am Schultergelenk, Hüftgelenk, Ellbogen) gewählt; von dort aus leitet der Therapeut die gewünschten Bewegungen ein.

Das Handling sollte auf die Bedürfnisse des Kindes und der Eltern abgestimmt sein und ständig vom Therapeuten kontrolliert, verbessert und angepasst werden.

 

Literatur

1.       Elterninformationsbroschüre über die Vojta- Therapie: Herausgeber Arbeitsgemeinschaft Vojta im ZVK

2.       Internationale Vojta Gesellschaft e.V.: Informationsmaterial Vojta – Therapie und Diagnostik

3.       Hartmannsgruber, Rosemarie, Wenzel Dieter: Lehrbuchreihe Physiotherapie Band 12

4.       Arbeitsgruppe der gemeinsamen Konferenz der Bobath Kurse : Das Bobath Konzept

5.       Lommel, Elke: Handling und Behandlung auf dem Schoß

Petra. Soltau