Frühchenkur / Reha

 

                                

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mein erster Zeitungsbericht :

 

Drei Wochen im Allgäu  

Mit teilweise gemischten Gefühlen machten wir uns Anfang Juni mit Kind und Kegel auf den Weg in das Allgäu. Denn wir hatten einen Termin in der Sanitasklinik Bromerhof. Drei Wochen „Frühchenkur“ lagen vor uns. Weder meine Frau noch ich konnten mit diesem Begriff so richtig etwas anfangen. Zumal er auch nicht richtig ist und uns auf eine falsche Fährte lockte. Was erwartete uns dort? Was wird von uns erwartet? Was wird uns eine dreiwöchige Kur überhaupt bringen? Diese Fragen stellten wir uns seit uns dieser Termin zugesagt worden war. Wir hatten zwar im Vorfeld einige Informationsbroschüren erhalten und auch einige Male in der Klinik angerufen, aber trotzdem blieb manche Fragen offen. Und so kam es, dass wir bei nasskaltem Wetter in Oberisnyberg ankamen und uns erst einmal über die bereitliegenden Informationsmappen und den aushängenden Veranstaltungskalendern hermachten um letzte Fragen beantwortet zu bekommen. Aber es sollte noch bis zum Einführungsgespräch am nächsten Morgen dauern, bis uns klar wurde, dass nicht unser Sohn als ehemalige Frühgeburt im Mittelpunkt dieses Kuraufenthaltes lag, sondern die ganze Familie betrachtet werden sollte. Denn das Therapiekonzept ist nicht eine weitere Förderung in der Entwicklung ehemaliger Frühgeborener, sondern die Familie soll mit dieser außergewöhnlichen Situation besser zurecht kommen. Hierzu ein Zitat von Dr. Hägele, dem Chefarzt der Sanitasklinik, aus „Das frühgeborene Kind“ 2/99: „Die Erwartungen der Eltern waren recht unterschiedlich. So sahen einige Mütter die Kur als Erholung für sich mit einer Ganztagsbetreuung ihrer Kinder, andere vermissten spezielle Therapien. Die Rehamaßnahme hat jedoch einen familienorientierten Ansatz mit der Förderung der Interaktion in den Familien und dem Gedankenaustausch mit anderen Betroffenen. Dies soll durch Einzelgespräche und einen Elterngesprächskreis erreicht werden. Die Kinder erleben Gemeinschaft in den Kindergruppen, denen sie je nach Alter und Entwicklungsstand zugeteilt werden. Während die Kinder im Kinderland betreut werden, ist für die Eltern Zeit für Physiotherapie wie Bäder, Massagen und Krankengymnastik. Gemeinsam mit den Eltern können sie im Eltern-Kind-Programm aktiv werden: mit Angeboten aus den Bereichen Spiel, Kreativität, Rhythmik, Babymassage, Mutter-Kind-Schwimmen, ebenso bei gemeinsamen Ausflügen oder beim Baden im Schwimmbad... Die Klinik Bromerhof ist eine Fachklinik für Mutter, Vater und Kind, die neben Kindern mit chronischen Erkrankungen auch Frühgeborene aufnimmt, sie ist keine Spezialklinik für Frühgeborene !“

   

Dies war das erste und bisher einzige Mal, dass sich Fachleute um uns Familienmitglieder gekümmert haben . Klar war bisher Ellert mit seinen ganzen Problemen die Hauptperson in unserem medizinischen und therapeutischen Alltag. Hier war das plötzlich ganz anders. In Gesprächsrunden, übrigens immer von einer erfahrenen Psychologin geleitet, konnten wir uns endlich einmal über unsere Probleme im Umgang mit unserem Sohn und seinen beiden Schwestern aussprechen. Und was meiner Meinung nach noch wichtiger ist, wir konnten erfahren, dass es sich bei uns beileibe nicht um ein Einzelschicksal handelt, sondern, dass auch andere Familien mit ähnlichen Problemen im Alltag zu kämpfen hatten bzw. heute noch haben. Diese Gesprächsrunden waren dann auch die ideale Ausgangsplattform für alle späteren Gespräche, die sich außerhalb der offiziellen Runden ergaben. Diese Gespräche waren für mich und meine Frau der wichtigste Bestandteil dieser Kur. Es wurde sehr offen über jedes Problem gesprochen. Vorrangig natürlich über die Essprobleme unserer Kinder. Denn Ellert hatte just zu diesem Zeitpunkt wieder einmal eine seiner gefürchteten Null-Bock-auf-Essen-Phasen. Hier kamen uns die mannigfaltigen Erfahrungen der anderen Frühcheneltern zugute, die uns immer wieder Mut machten und uns etwas gelassener an die ganze Sache herangehen ließen. Im Verlaufe dieser Rehamaßnahme, wie es eigentlich richtig heißen muss, entstanden sogar Freundschaften, die weit über die Abreise andauern. So ist zum Beispiel für nächstes Jahr bereits ein Treffen vorgesehen an dem fast alle teilnehmen wollen und auch größere Anfahrten nicht scheuen. Darüber hinaus wird auch heute noch sehr oft miteinander telefoniert oder sich gegenseitig, sei es in Hamburg oder in München, besucht. Alleine diese Tatsache lässt uns diese Kur unvergesslich werden.

Aber auch das Klinikpersonal hat ein dickes Lob verdient. Seien es die anfänglich bereits erwähnten Gesprächskreise, die maßgeschneiderten Einzeltherapien, wie Massagen, Walking, Rückenschule usw., oder die ständige medizinische Bereitschaft, auch nachts und am Wochenende, alles war perfekt organisiert und aufeinander abgestimmt. Unsere älteste Tochter hat zum Beispiel stundenweise die hauseigene Schule besucht, denn der Klinikaufenthalt fiel leider nicht auf einen Ferienzeitraum und so mussten wir Wiebke von der Schule beurlauben lassen. Auch Maike und Ellert waren tagsüber bestens versorgt. Für die Kinder waren spezielle Gruppen eingerichtet worden, die allesamt durch kompetente Erzieherinnen geleitet wurden. So standen außer Aktivitäten wie Seidenmalen, Strohbären basteln, Schwimmen im hauseigenen Schwimmbad auch Therapien wie zum Beispiel Güsse und Inhalationen auf dem Stundenplan. Der Tag war somit eigentlich verplant. Trotzdem hatten wir Eltern aber auch endlich einmal Zeit für uns. Wir konnten wieder unseren Neigungen nachgehen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, denn unsere Kinder waren ja bestens versorgt. So wurden die Zeiten zwischen den Anwendungen zum Erfahrungsaustausch zwischen uns Frühcheneltern genutzt. Hätte es jedoch einmal Probleme mit einem der Kinder gegeben, weil es partout nicht in die Kindergruppe wollte oder weil es krank wurde, dann wären Änderungen im Therapieplan jederzeit möglich gewesen. Aber auch familientherapeutische Aspekte kamen nicht zu kurz. So standen Entspannungsübungen für Mütter/Väter und Kind genauso auf dem Programm wie gemeinsames Turnen oder Babymassagen.  

Als Ellert wieder einmal nicht essen wollte, wurde von Seite der Klinik sofort reagiert. Als man die Anspannung meiner Frau und mir über diese Situation bemerkte, stellte man sofort einen Plan auf um das Füttern unseres Sohnes durch Erzieherinnen und Schwestern zu übernehmen. Mit schier unendlicher Geduld und sehr viel Einfühlungsvermögen, aber auch mit schonungsloser Offenheit uns gegenüber, wurde uns diese Last abgenommen. Für ihn wurde durch die Diätassistentin ein spezieller Ernährungsplan aufgestellt und mit uns eingehend besprochen. Seither nimmt Ellert sogar wieder zu! Aber nicht nur Ellert nahm in dieser Zeit zu. Die Klinikküche war einfach super. Zwar hatten wir anfänglich über die „kleinen“ Portionen gestutzt, Wiebke zum Beispiel fand die Kinderportion sehr übersichtlich, aber sie waren durchaus ausreichend. Hatte man aber einmal einen besonders großen Appetit, konnte man sich jederzeit einen Nachschlag holen. Eine Möglichkeit übrigens von der unsere Größte regen Gebrauch machte. Am Anreisetag gab es gleich abends ein Grillfest, in der letzten Woche einen italienischen Abend mit 5-Gänge-Menü und Kinderbetreuung, so dass wir Eltern wirklich ungestört essen konnten. Besonders erfreulich war für uns Nichtraucher das absolute Rauchverbot im gesamten Klinikbereich. Nur eine kleine Ecke im Freien stand den Süchtigen zur Verfügung. Die natürlich zeitweise rege frequentiert wurde und als Umschlagplatz für allerlei Neuigkeiten galt.

Wie groß das Entgegenkommen seitens der Klinik war ist auch daran zu ersehen, dass eigens für Ellert  ein Hochstuhl angeschafft wurde, da er bis heute noch nicht selbständig sitzen kann. Auch die zuvor mit der Klinik abgesprochenen Babygläschen waren in ausreichender Anzahl und richtiger Sorte bereits am Abend der Anreise vorhanden.

Natürlich gab es auch einige Dinge die uns in diesen drei Wochen störten. So gibt es zum Beispiel keine Ergotherapie, Frühförderung oder Sozialberatung. Teilweise wird die begründet mit dem mangelndem Interesse bei früheren Kuren oder damit, dass gerade eine Ergotherapie nur erfolgversprechend sei, wenn beide, Therapeutin und Kind sich über einen längeren Zeitraum kennen und so besser aufeinander eingehen können. Störend fanden wir auch die inflexiblen Ruhezeiten von 1300 Uhr – 1400 Uhr, die natürlich für Wiebke und Maike nur schwer zu ertragen waren. Denn in dieser Zeit war es den Kindern nicht erlaubt draußen zu spielen um so die kleineren Kinder nicht in ihrer Mittagsruhe zu stören. Gerade für die Kinder die für ein Mittagsschläfchen einfach schon zu alt sind müsste eine andere Möglichkeit der Beschäftigung gefunden werden.

Abschließend lässt sich aus meiner Sicht sagen, dass viele Bekanntschaften geschlossen wurden und weiterhin gepflegt werden. Dies wurde durch die umsichtige Planung der Klinik oftmals erst möglich gemacht. Dieser Eindruck wird auch in keinster Weise durch die wenigen Kritikpunkte die ich zum Schluss erwähnte, geschmälert. Alles in allem, waren diese drei Wochen im Allgäu das beste, was meiner Familie und mir bisher von medizinischer Seite geboten wurde. Hier ist besonders positiv der familientherapeutische Ansatz zu erwähnen. Nicht eine Einzelperson stand im Mittelpunkt, sondern jedes Familienmitglied wurde ganz individuell therapiert und betreut. Und somit wurden wir als Familie für die Zukunft nachhaltig gestärkt.  

nähere Infos unter:

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